Als Didaktiker mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit Aufgabenstellungen und Texten habe ich mich unter anderem auch mit der neuen Zentralmatura Deutsch auseinandergesetzt. In einem Gutachten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die standardisierte Form, in der die Texte bei der Matura abzufassen sind, auf eine Entmündigung unserer Schüler hinausläuft. Die schriftliche Organisation von Denkprozessen wird ihnen nämlich weitgehend vorgeschrieben bzw. aus der Hand genommen.
Ideologiekritisch auseinandergesetzt habe ich mich beispielsweise auch mit einem Text von Bernhard Paumgartner, dem ehemaligen Direktor des Mozarteums und der Salzburger Festspiele, der in einem Aufsatz über die staatstragende Rolle von Künstlern nachgedacht hat, wenn sie in der Schule eine ganz bestimmte musische Erziehung erfahren haben. Dieser Aufsatz (Prolegomena zur Idee eines musischen Gymnasiums) hat die Diskussion, was man sich unter dem Begriff des Musischen vorstellen soll, mit beeinflusst. Die Diktion seines Textes ist ganz von der Geisteshaltung des autoritären Ständestaates der 30er Jahre geprägt (Elite-Denken, antidemokratisch) und verträgt sich in vielfacher Hinsicht nicht mit den verfassungsrechtlichen Prinzipien, an denen sich die österreichischen Schulen ab 1945 zu orientieren haben.